Zum Seitenanfang
Fachinformationen des kbo-MVZ Bad Tölz

Wie Botox Schmerzen lindern kann

Es ist ein quälender, einseitiger Schmerz im Kopf. Oft geht er mit Übelkeit, Licht- und Lärmempfindlichkeit einher. Wer diese Beeinträchtigungen kennt, leidet wahrscheinlich unter Migräne. In der neuen neurologischen Praxis auf der Tölzer Flinthöhe können sich Patienten einer besonderen Therapie unterziehen.

Interview mit Neurologin Dr. Franziska Hahn über Ursachen, Symptome und Heilungsmöglichkeiten bei Migräne:

 

Frau Dr. Hahn, Sie bieten eine Behandlung mit Botox für Migräne-Patienten an. Eigentlich kennt man das Mittel in anderem Zusammenhang.

Dr. Franziska Hahn – F. H.: Die meisten Leute denken bei Botox – also Botulinumtoxin – wahrscheinlich an eine kosmetische Anwendung zur Faltenbehandlung. Aber tatsächlich kann es auch bei chronischer Migräne, für die es nicht viele Behandlungsmöglichkeiten gibt, sinnvoll sein.

Botox ist Gift von Bakterien und hemmt die Muskelaktivierung sowie Entzündungen. Außerdem wirkt es schmerzlindernd. Bei unserer Behandlung wird es an 31 verschiedenen Stellen an Kopf, Nacken und Schultern injiziert – in geringeren Dosen als bei der kosmetischen Anwendung.

 

Haben Sie viele Migräne-Patienten? Welche unterschiedlichen Migräne-Arten gibt es?

F. H.: Migräne ist eine der häufigsten neurologischen Erkrankungen, die Patienten in unsere Praxis führt. Sie kann deutliche Einschränkungen im Alltag mit sich bringen. Man unterscheidet zwischen der seltenen chronischen Migräne – hier hilft beispielsweise Botox – und der episodischen Migräne. Letztere äußert sich in Migräne-Attacken, die ab und an auftreten. Es ist gut, sie zu behandeln, da sie in eine chronische Migräne übergehen könnten. Auch könnten Folgeerkrankungen, die körperlicher oder seelischer Art sein können, wie etwa Angsterkrankungen oder Depressionen.

Migräne- Kopfschmerzen können mit und ohne „Aura“ ablaufen. Hierunter versteht man zum Beispiel Seh- oder Sprachstörungen oder Sensibilitätsstörungen vor Auftreten der Kopfschmerzen.

 

Bei welchen Symptomen spricht man von einer Migräne?

F. H.: Die meisten Menschen kennen wohl die Spannungskopfschmerzen, die im ganzen Kopf spürbar sind und oft mit Nackenschmerzen einhergehen. Bei Migräne geht es aber um einen einseitigen, pochenden Schmerz, der bei Belastungen, wie etwa Treppensteigen, stärker wird. Dazu kommen oft Licht- und Lärmempfindlichkeit und Übelkeit.

 

Wann sollte man mit einer Migräne zum Arzt?

F. H.: Wenn es mit normalen Schmerzmitteln nicht mehr besser wird und man die Art der Kopfschmerzen nicht kennt, sollte man es ärztlich abklären lassen. Wenn man häufig unter dieser Art von Kopfschmerzen leidet und sie einen beeinträchtigen oder die Schmerzen lange andauern und nichts akut hilft oder man Schmerzmittel schlecht verträgt, sollte man ebenfalls zum Arzt gehen. Dann kann man prophylaktisch tätig werden.

 

Wie kommt es eigentlich zu Migräne?

F. H.: Die Ursache ist nicht ganz klar zu benennen. Man geht davon aus, dass entzündliche Prozesse eine Rolle spielen sowie Durchblutungsschwankungen im Gehirn. Vermutlich handelt es sich um ein Zusammenwirken von vielen Faktoren, wie eine genetische Veranlagung sowie innere und äußere Faktoren, zu denen hormonelle Schwankungen, Stress und Alkohol- oder Nikotinkonsum zählen.

Für die Hormonabhängigkeit spricht, dass Frauen deutlich häufiger unter Migräne leiden als Männer. Um Migräne vorzubeugen, sind ein geregelter Schlaf, geregelte Mahlzeiten sowie Ausdauersportarten wie Joggen, Schwimmen oder Radfahren von Vorteil.

Bei Migräne ist es ganz besonders wichtig, sich die Ursachen ganzheitlich anzusehen und die individuellen Trigger-Faktoren zu kennen.

 

Gibt es neben der Migräne-Behandlung weitere Möglichkeiten, Botox medizinisch einzusetzen?

F. H.: Wir setzen Botox beispielsweise auch bei der Behandlung von übermäßigem Schwitzen ein. Hier werden die Spritzen dann in die Achselhöhle gegeben.